Spielsucht bei Frauen ist das Thema des Forschungsprojekts „Women’s Programme“ in Großbritannien. Es soll Bewusstsein schaffen und Betroffenen Hilfe bieten.
Der Online Spiele Markt wächst beständig an, genauso wie die Anzahl der Spieler weltweit. So unterhaltsam – und für die entsprechenden Anbieter auch gewinnbringend – diese Games auch sind, so bringen sie auch die nicht zu unterschätzende Gefahr einer Spielsucht mit sich.
Quelle: Women’s Programme / GamCare.org.uk
Immer mehr sind auch Frauen betroffen – und das ganz besonders in Großbritannien. Ein Forschungsprojekt soll dieser Problematik genauer auf den Grund gehen, die Hintergründe verstehen und Abhilfe schaffen.
Spielsucht in Großbritannien
In Großbritannien ist die Abhängigkeit von Glücksspielen bereits seit einiger Zeit ein großes Thema. Glücksspiel ist in der britischen Gesellschaft zum größten Teil akzeptiert und ist seit jeher weit verbreitet. Doch diese Akzeptanz bringt auch ihre Schattenseiten mit sich. Die Wohltätigkeitsorganisationen GamCare und Breakeven sprechen von einer besorgniserregenden Zuwachsrate der Spielsucht speziell bei weiblichen Spielern.
Innerhalb der letzten Jahren ist die Rate um 35 % gestiegen – deutlich schneller als bei Männern, bei denen lediglich ein Anstieg von 15 % festgestellt wurde. Einer der Gründe dafür ist laut GamCare, dass durch die Angebote im Internet das Spielen und Wetten für Frauen einfacher geworden ist. Bei einem Besuch in einem echten Casino oder einem Wettbüro mussten sie sich dafür früher in einen von Männern dominierten Bereich begeben.
Laut Umfragen von GamCare nutzen 70 % der weiblichen Spieler hauptsächlich Internet Webseiten oder Apps zum Spielen.
Der Anstieg wird auch mit den Zeiten des Lockdowns in Zusammenhang gebracht. Laut einer Umfrage spielten sowohl Männer als auch Frauen häufiger und länger. Dazu trägt auch die Arbeit im Homeoffice bei. Noch immer arbeiten viele Menschen von zu Hause aus und sitzen alleine am Computer. Für Einige kann das zum Problem werden – sie sitzen bereits vor dem Gerät, mit dem sie auch Online Spiele spielen. Die Verführung ist groß, verstärkt durch vermehrte Werbung für Online Gambling und Sportwetten.
Außerdem spielt laut der britischen Umfrage der Konsum von Alkohol eine Rolle. Spieler, die des öfteren sehr viel Alkohol trinken, neigen demzufolge eher dazu, das Spielen zu übertreiben. Die Studie bezeichnet diese Ergebnisse insgesamt als alarmierend.
Warum geraten Frauen leichter in eine Spielsucht?
Laut Dr. Henrietta Bowden-Jones, Gründerin und Direktorin der National Problem Gambling Clinic in England, spielen Frauen vor allem, um schmerzvollen Situationen zu entfliehen. Zum Beispiel spielen einige Frauen aus Trauer und um die Einsamkeit zu lindern, oder sie fühlen sich im Leben überfordert. Mit Online Spielen entfliehen sie dem Alltag.
Langjährige Erfahrungen von Experten zeigen, dass Frauen normalerweise später anfangen zu spielen als Männer. Dann allerdings würden sich Probleme mit übermäßigem Spielen oder auch hohen Einsätzen schneller entwickeln. Weibliche Spieler bevorzugen schnelle Spiele wie Online Slots und auch Bingo.
Die Gründerin der Klinik meint ebenso, nur sehr wenige Frauen würden aus Angst vor möglichen Konsequenzen Hilfe suchen. Sie befürchten beispielsweise, ihre Kinder zu verlieren oder aufgrund von Verschuldungen oder Unterschlagungen strafrechtlich verfolgt zu werden.
Das „Women’s Programme“ von GamCare
Das soll sich nun ändern. Das Problem Spielsucht findet immer mehr Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit. GamCare Frauen hat im Rahmen des Projektes „Women’s Programme“ Frauen mit problematischem Spielverhalten dazu aufgerufen, an Umfragen teilzunehmen. In dieses Programm wurden 1,9 Mio. Pfund (umgerechnet circa 2,25 Mio. Euro) investiert.
In England, Schottland und Wales sind Beratungsstellen in Planung, die speziell für die Beratung von Frauen mit Spielsuchtproblemen konzipiert sind. Es soll ein Netzwerk aufgebaut werden, dass weibliche Spieler dazu ermutigen soll, schneller Hilfe zu suchen.
Denn wie bereits erwähnt suchen Frauen weniger Beratung als Männer. Sie neigen dazu, Probleme mit einer Abhängigkeit zu verheimlichen und haben größere Schwierigkeiten, Probleme dieser Art zuzugeben. Die Organisation legt den Fokus darauf, das Bewusstsein bei weiblichen Spielern zu stärken, um rechtzeitig Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Auch die Medien tragen ihren Teil bei. Die Organisation GamCare veröffentlichte kürzlich bei Twitter, dass die Zeitung „The Guardian“ für eine Reportage spielabhängige Frauen sucht, die bereit sind, ihre Erfahrungen zu teilen und von ihrer Spielsucht zu berichten. Dieser Trend soll verstärkt werden, um weiblichen Spielern das Problem präsenter zu machen.
Quelle: Women’s Programme / GamCare.org.uk
Auch Thema: Prävention von Spielsucht
Doch selbstverständlich geht es in diesem Programm nicht ausschließlich um die Unterstützung von bereits spielabhängigen Personen. Die Prävention einer Abhängigkeit spielt eine wichtige Rolle. Daher soll das „Women’s Programme“ auch dabei helfen, Spielsucht zu vermeiden. Es soll weibliche Spieler dazu anhalten, Online Spiele mit kontrolliertem Spielverhalten zu genießen, eventuelle erste Alarmzeichen zu erkennen und die angebotene Unterstützung der Betreiber zu nutzen, wie zum Beispiel persönliche Zeit- und Einsatzlimits oder Sperren.
Fazit
Das „Women’s Programme“ hat es sich zum Ziel gemacht, das Problem Online Spielsucht anzugehen. Im Rahmen des Projekts sollen Frauen mit problematischem Spielverhalten Hilfe erhalten – sowohl in Beratungsstellen in ganz Großbritannien als auch über ein Netzwerk, dass Spielabhängige verbinden soll.
Nicht nur in Großbritannien ist die Abhängigkeit von Glücksspielen ein Thema mit wachsender Problematik, und so ist zu erwarten, dass in der näheren Zukunft andere Länder dem britischen Beispiel folgen und ähnliche Projekte ins Leben rufen.
Beitrag vom 30. November 2021