Paul Gauselmann, Gründer des Glücksspielimperiums Merkur-Group, verlässt nun die Firma, die er vor 67 Jahren aufgebaut hat. Mittlerweile ist der Geschäftsmann 90 Jahre alt und findet, es sei an der Zeit, die Firmenbelange abzugeben.
Wo Gauselmann draufsteht, ist Gauselmann drin – auch weiterhin
Am 01. Oktober war es dann soweit: An der Konzernspitze des größten Glücksspielbetriebs Deutschlands steht nun nicht mehr Firmengründer Paul Gauselmann, sondern einer seiner Söhne, Michael Gauselmann.
„Dass mein Sohn Michael diese große Verantwortung auf sich nimmt und seine internationale Erfahrung in unser Unternehmen einbringen wird“, freut den Glücksspielegiganten Paul Gauselmann. (Quelle: merkur.group.de)
Michael Gauselmann, 68 Jahre alt und somit ebenfalls schon im Rentenalter, ist seit 1982 im Unternehmen seines Vaters und war seither intern in verschiedensten Geschäftszweigen tätig. Er übernimmt den Vorsitz des Aufsichtsrats von Manfred Grünewald und wird als Stiftungsvorstand der Gauselmann-Familienstiftung fungieren.
Paul Gauselmann und seine Spielautomaten
Gewusst wie: Umwandlung in Familienstiftung
Die 2016 vollzogene Gründung ihrer Familienstiftung sichert der Familie Gauselmann über Generationen hinweg Vermögen und Besitz. Das liegt unter anderem daran, dass Familienstiftungen im Vergleich zu anderen Unternehmensformen mit einer geringeren Steuerschuld belastet sind. Gewinne aus Unternehmensbeteiligungen sind nämlich nahezu 100 % steuerfrei, so dass sich gerade einmal ein minimaler Steuersatz von 0,8 Prozent ergibt.
Dass von dem jährlichen Milliardenumsatz des Unternehmens seitdem also deutlich weniger an den Staat abgeführt wird, ist bedauerlich. Schließlich bräuchten Kommunen und Länder dringend Gelder, um die Zunahme von Glücksspielsucht durch entsprechende Fach-Einrichtungen und Aufklärungsprojekte erfolgreich bekämpfen zu können.
Trio bildet neue Unternehmensspitze
Die Merkur-Group ist ein deutsches Unternehmen, das im Bereich Glücksspiel alle Segmente abdeckt. Dazu gehören die Entwicklung, die Produktion, der Ver- und Betrieb sowie die Vermarktung von Glücksspielprodukten.
Zum Hauptgeschäft gehören Sportwetten, Online-Gaming, Kreuzfahrt-Casinos sowie Spielbanken. Damit Kunden an den entgeltlichen Spielen und Wetten möglichst unproblematisch und schnell teilnehmen können, wurden sogar hauseigene Geldmanagement-Systeme entwickelt. Mithilfe der Geldwechsel- und Zahlungsabwicklung können Besucher von Casinos, Spielstätten und Sportwettshops dort jeder Zeit unkompliziert an ausreichend Geld für ihre Einsätze kommen.
Außerdem umfasst das Firmengeflecht mittlerweile auch zahlreiche Tochterfirmen wie zum Beispiel die Online Spielotheken Crazybuzzer, SlotMagie, Merkur Slots, Jackpotpiraten und BingBong.
Die Leitung des riesigen Konzerns mit einem Gesamtumsatz von etwa 4 Milliarden Euro übernimmt ab Herbst 2024 dieses Dreiergespann:
- Lars Felderhoff, Finanzvorstand der Merkur Group
- Jürgen Stühmeyer, Vorstand Merkur Vertrieb
- Manfred Stoffers, Vorstand Marketing, Kommunikation und Politik
Paul Gauselmann zeigt sich mit dem Ergebnis des Entscheidungsprozesses und der neuen Personalie zufrieden: „Ich bin sehr froh, dass dieses Trio das Ruder übernimmt. Es besteht aus exzellenten Führungspersönlichkeiten, die das Unternehmen in- und auswendig kennen.“ (Quelle: merkur.group.de)
Dennoch bleiben die wesentlichen Beschlüsse in Familienhand. Auch den Zeitpunkt seines Abschieds scheint Paul Gauselmann nicht zufällig gewählt zu haben. Die Übergabe an seinen Sohn war wohl von langer Hand geplant: „Es war mir schon länger ein Anliegen, mit spätestens 90 die Verhältnisse neu zu ordnen. Das haben wir sehr gut hinbekommen und sind für die Zukunft optimal aufgestellt, insbesondere weil mit meinem Sohn Michael nicht nur ein Gauselmann, sondern auch eine erfahrene Unternehmerpersönlichkeit die wichtigsten Entscheidungen begleitet.“ (Quelle: merkur.group.de)
Lars Felderhoff wird neuer Vorstandssprecher
Die Position des Vorstandssprechers hatte bis jetzt Paul Gauselmann höchstpersönlich inne. Mit seinen 48 Jahren ist Felderhoff nun der Jungspund an der Unternehmensspitze des Konzerns. Sein Stellvertreter, der Vorstand des Merkur Vertriebs Jürgen Stühmeyer, ist 64 Jahre alt. Auch Manfred Stoffers, Vorstand von Marketing, Kommunikation und Politik, ist mit seinen 70 Jahren ebenfalls längst rentenberechtigt.
Firmenintern scheint das Alter der Führungskräfte jedoch kein Thema zu sein. Felderhoff attestiert der Merkur-Group auch weiterhin Agilität und Stabilität: „Die Herausforderung ist riesig und natürlich werden wir eine Unternehmerpersönlichkeit wie Paul Gauselmann nicht eins zu eins ersetzen können. Trotzdem ist das Unternehmen robust und agil genug, um auch zukünftig Maßstäbe zu setzen.“ (Quelle: merkur.group.de)
Eigenlob vs. Realität
Im Laufe der vergangenen Jahre ist die Merkur-Group von einem Einmannbetrieb zu einem Global Player geworden. Der Konzern vertreibt seine Produkte in Europa, Großbritannien und Übersee und hat, verglichen mit den Gründungszeiten, inzwischen eine enorme Expansion zu verzeichnen – Tendenz steigend.
Paul Gauselmann habe seine „Energie immer zum Wohl der Firma und damit zum Wohl der mittlerweile rund 15.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingesetzt. Jetzt ist es an der Zeit, mein Lebenswerk in jüngere Hände zu legen.“ (Quelle: merkur.group.de)
Schön und gut, aber was ist mit den Kunden? Schließlich haben in erster Linie zahlende Kunden der Merkur-Group ihr gigantisches Wachstum in den letzten Jahrzehnten beschert und wer im Bereich Glücksspiel unternehmerisch tätig ist, trägt immer auch eine große gesellschaftliche Verantwortung – Stichpunkt Glücksspielsucht. Eine Glücksspielsuchtprävention hält die Merkur Group im Bereich Online-Glücksspiel mittlerweile zwar ein. Das ist jedoch insofern wenig verwunderlich, ist die Einhaltung der Vorgaben aus dem Glücksspielstaatsvertrag von 2021 heutzutage sowieso unumgänglich. Nur Anbieter, welche die gesetzlichen Regelungen befolgen, erhalten in der Bundesrepublik eine Erlaubnis zum Glücksspielbetrieb.
Beitrag vom 11. Oktober 2024