Seit der Reform des Spielersperrsystems Oasis haben sich rund 22.500 Spieler dort eingetragen. Neu ist dabei die sogenannte Limitdatei. Zum aktuellen Stand.
Wenn Menschen Probleme mit der Glücksspielsucht bekommen, kann dies oft den Ruin bedeuten. Man verwendet sein ganzes Geld und mehr, oft auch das Geld von Familie und Freunden. Dabei sollte Glücksspiel doch nur eine Freizeitbeschäftigung sein und nicht zur Sucht werden.
Hier soll das Oasis System präventiv wirken. Um zu verhindern, dass es überhaupt erst soweit kommt, können sich exzessive Spieler darüber sperren lassen. Wir erklären, wie es funktioniert und was genau die neu hinzugekommene Limitdatei ist.
Das Oasis System
Die Sperre bei sämtlichen Anbietern von Glücksspielen & Co. wird durch das zentrale Spielersperrsystem Oasis durchgeführt. Wenn man sich als Spieler hier anmeldet, wird man automatisch für alle Arten von Glücksspielen gesperrt. Man kann sich hier für eine unbefristete oder auch eine befristete Zeit eintragen.
Eine Aufhebung der Sperre ist möglich, jedoch erst nach Ablauf der befristeten Zeit bzw. nach einem Jahr bei einer unbefristeten Eintragung. Dies betrifft echte, landbasierte Casinos und Spielhallen sowie Online Spielotheken. So soll den Spielern eine Möglichkeit gegeben werden, ihre Sucht ohne Hintertür und ohne Ausweg in Angriff zu nehmen.
Denn die Betreiber der Glücksspiele verpflichten sich mit diesem System, immer den Namen zu checken, bevor sich jemand dort anmelden bzw. dort spielen darf. Ist jemand im Oasis System eingetragen, wird der Zugriff verweigert.
Nutzung und Reform des Systems
Bereits in den letzten Jahren hat man gesehen, dass sich dieses System auf jeden Fall bewährt. Seit Beginn von Oasis bis Ende 2020 hatten sich insgesamt 47.000 Spieler eingetragen bzw. sich eintragen lassen, wie aus dem Jahresreport der Glücksspielaufsichtsbehörden der Länder hervorgeht.
In der Vergangenheit war das System jedoch noch nicht in allen Bundesländern gleich. Im Zuge des neuen deutschen Glücksspielstaatsvertrags wurde es im Juli 2021 noch einmal überarbeitet, damit es in ganz Deutschland einheitlich und spielformübergreifend funktioniert. So muss man sich nicht bei einzelnen Anbietern von Glücksspielen eintragen, sondern wird bundesweit gesperrt. Eine erhebliche Verbesserung.
Und von dieser Möglichkeit wird tatsächlich viel Gebrauch gemacht: Allein seit der Reform haben sich rund 22.500 Spieler selbst in diesem System eingetragen. Eine Zahl, die auf eine positive Veränderung in der Glücksspielbranche hoffen lässt.
Die Limitdatei
Kürzlich neu hinzugekommen ist die sogenannte Limitdatei. Für Spieler, die den kompletten Absprung nicht schaffen oder wagen, kann diese Datei sehr hilfreich sein. Damit kann man sich selbst anbieterübergreifend ein monatliches Limit für Einzahlungen setzen. Die Höchstsumme liegt bei 1.000 € pro Monat, wobei man sich dieses Limit natürlich auch niedriger setzen kann.
Dies soll das „Verschleudern“ von zu viel Geld verhindern, denn bislang setzten (und verloren) Spieler oft viel mehr Geld ein als sie eigentlich besaßen. Schnell kann daraus eine Abwärtsspirale aus Verschuldung und Verzweiflung, aus Kontrollverlust, Depression und – daraus resultierend – noch mehr Sucht entstehen.
Hintergrund und Anlass der Neuerung
So berichtet Ilona Füchtenschnieder, Vorsitzende des bundesweiten Fachverbands für Glücksspielsucht, dass Spieler in wenigen Monaten zum Teil mehrere zehntausend Euro verlieren. Das Problem dabei ist, dass die Anbieter nicht überprüfen, ob die Spieler überhaupt finanziell in der Lage sind, so viel Geld für Glücksspiele auszugeben. Mit dem Oasis System und der Limitdatei soll diese Falle überwunden werden. So lautet jedenfalls die Hoffnung.
Im Gegensatz zum Oasis System gibt es für die Limitdatei jedoch noch keine bundesweite Regelung. Immerhin elf Anbieter sind bereits an das System angeschlossen, weitere sollen folgen. Aber auch hier lässt sich feststellen, dass die Menschen die Datei in Anspruch nehmen. Mit dem Stichtag vom 8. Dezember 2021 wurden bislang rund 115.000 Menschen in die Datei aufgenommen.
Neben der Limitdatei gibt es auch eine Aktivitätsdatei zur Verhinderung des parallelen (und oftmals exzessiven) Spielens. Auch diese Datei soll gegen schlechte Angewohnheiten im Glücksspiel helfen, vor allem bei Online Glücksspielen.
Veränderungen in der Glücksspiel Branche
Der neue Glücksspielstaatsvertrag verändert viel in der Branche. So sind jetzt, wenn bestimmte Regeln und Bedingungen seitens der Anbieter befolgt werden, auch virtuelle Automatenspiele und Online-Poker zugelassen. Wobei hier dazu gesagt werden muss, dass bisher noch keine notwendigen Erlaubnisse erteilt worden sind. Mit Stand vom Dezember 2021 wurden bislang 49 Lizenzen beantragt, die Anträge befinden sich allerdings nach wie vor im Prüfstatus.
Dafür zuständig ist bisher noch eine vorübergehend eingerichtete Organisationseinheit des Landesverwaltungsamtes Sachsen-Anhalt. Mit der Zeit soll die Aufgabe der Überwachung und Genehmigung von Glücksspielen von der Gemeinsamen Glücksspielbehörde der Länder übernommen werden.
So sollen in Sachsen-Anhalt bis Anfang 2023 über 100 Mitarbeiter das Angebot der Online Glücksspiele überwachen. Allerdings befindet sich dieses System noch im Aufbau. Rund 12 Mitarbeiter sind bisher eingestellt, weitere werden gesucht.
Die geplante Übergabe der Überwachung von illegalem Glücksspiel wird am 1. Juli 2022 erfolgen. Danach ist die Gemeinsame Glücksspielbehörde eigens dafür zuständig.
Bislang wurden bereits einige Untersagungsverfahren eingeleitet, um gegen das Anbieten von illegalen Glücksspielen vorzugehen. Eine Sprecherin erklärt jedoch, dass man dazu keine näheren Angaben machen könne, sodass die behördlichen Maßnahmen nicht gefährdet werden.
Positiver Trend erkennbar
Mit der neuen Regelung und Überarbeitung des Oasis Systems haben abhängige Glücksspieler nun ein hilfreiches Tool, die Kontrolle über ihre Ausgaben zurückzuerlangen und den Absprung von der Sucht anzugehen. Wie man sieht, haben diese Möglichkeit bereits 22.500 Spieler für sich in Anspruch genommen.
Im Vergleich zu den rund 430.000 Menschen, die laut Angaben der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung ein Problem mit Glücksspielen haben, ist dies zwar noch eine geringe Zahl, jedoch ist ein Trend in die richtige Richtung zu erkennen.
Beitrag vom 20.01.2022