Die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder (GGL) plant eine Studie zur Glücksspielwerbung in Deutschland. An der Ausschreibung für die Durchführung der Studie beteiligten sich insgesamt fünf Marktforschungsunternehmen. Letztlich konnte sich die Berliner Firma eye square GmbH gegen die Mitbewerber durchsetzen.
Die Ergebnisse der Studie zur „Glücksspielwerbung im Fernsehen und im Internet im Spannungsfeld von Kanalisierung und Suchtprävention“ sollen der Überprüfung der im Glücksspielstaatsvertrag von 2021 festgehaltenen Regulierungen für Werbemaßnahmen dienen (Quelle: gluecksspielbehoerde.de).
Inhalte und Ziele der Studie
Die geplante Studie ist zunächst auf zwei Jahre ausgelegt. Danach soll die Eignung der derzeitigen Bestimmungen für Glücksspielwerbung festgestellt werden, um gegebenenfalls Anpassungen und Veränderungen vornehmen zu können, die dem Spielerschutz und der Spielsuchtprävention besser gerecht werden. In erster Linie gilt es, die Aufmerksamkeit von Spielern so zu lenken, dass diese weg vom illegalen Schwarzmarkt und hin zur Nutzung lizenzierter Anbieter gebracht werden.
Außerdem soll durch die Studie überprüft werden, ob der Rahmen, in dem Glücksspielwerbung deutschlandweit momentan stattfinden darf, ausreichend eng gesteckt ist, so dass keine Anreize für Bürger, die bislang gar kein Interesse am Glücksspiel gezeigt haben, entstehen.
Auch besonders gefährdete Bevölkerungsgruppen wie z.B. bereits an einer Suchterkrankung leidende Personen, gilt es derart zu schützen, dass sie durch Glücksspielwerbung nicht zusätzlich verführt und dadurch möglichst keiner weiteren Suchtproblematik verfallen können.
Die aktuelle Regelung für Glücksspielwerbung
Dies sind die wichtigsten Eckpunkte der aktuellen Regelungen für Glücksspielwerbung in Deutschland:
Was ist erlaubt: | Was ist nicht erlaubt: |
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Werbung in Rundfunk und TV | Werbespots zwischen 6 und 21 Uhr |
Bonusangebote bewerben | Spielstrategien anpreisen |
personalisierte Werbung | nur mit Zustimmung (z.B. Cookies aktivieren, Newsletter abonnieren) |
Zielgruppengerechte Werbung | Ansprache Minderjähriger und spielsuchtgefährdeter Gruppen |
Übermäßige TV-Werbung
Mit der noch relativ neuen bundesweiten Legalisierung von Glücksspiel geht mittlerweile eine extreme Präsenz von Werbemaßnahmen für Online Spielotheken einher. Gerade nach 22 Uhr zeigen einige private TV-Sender fast ausschließlich Werbespots aus diesem Bereich.
Problematisch könnte in diesem Zusammenhang auch die Erweiterung des Angebots von Sportwettenanbietern sein. Auf den Plattformen vieler – mitunter sehr bekannter – Anbieter für Sportwetten finden sich nun vermehrt auch Online Automatenspiele. Bei Personen mit der Neigung zu spielsuchtbedingtem Verhalten im Sportwettenbereich oder sogar schon vorhandenen Suchtproblemen könnte dadurch eine weitere Ausprägung von Spielsucht entstehen.
Beunruhigende Zahlen aus früherer Studie
Bereits im November dieses Jahres wurden die Ergebnisse einer Studie zur Verteilung legalen und illegalen Online Glücksspiels in der BRD veröffentlicht, welche beunruhigende Zahlen hinsichtlich der Nutzung illegaler Plattformen zutage brachte (Quelle: casinoverband.de).
Die Auftraggeber waren in diesem Fall der Deutsche Online Casinoverband (DOCV) sowie der Deutsche Sportwettenverband (DSWV). Die Studie wurde unter der Leitung des Wirtschaftswissenschaftlers Gunther Schnabl von der Universität Leipzig durchgeführt. Demnach nutzt fast die Hälfte aller Spieler weiterhin illegale Online Angebote. Von den insgesamt 49,3 % derjenigen, die weiterhin auf nicht lizenzierte Anbieter zugreifen, spielen 28,9 % auf Online Plattformen, die ihren Firmensitz im EU-Ausland (z.B. Malta) haben. Die restlichen Prozent entfallen auf Offshore-Anbieter außerhalb der Europäischen Union.
Auch die mit Glücksspiel generierten Umsätze wurden im Zuge der Leipziger Studie genauer unter die Lupe genommen. Die beteiligten Forschenden der Universität kamen zu dem Ergebnis, dass nach wie vor dreiviertel der gesamten Umsätze von illegalen Anbietern erwirtschaftet werden.
Steuerausfälle und Spielsuchtgefahr
Die noch immer weitverbreitete Nutzung illegaler Online-Portale bedeutet nicht nur horrende Steuerausfälle für den Staat, sondern ist auch im Hinblick auf den Spielerschutz alarmierend. Schließlich soll die GGL in Deutschland dafür Sorge tragen, dass lizenzierte Anbieter auf ihren Plattformen sowohl einen ausreichenden Spielerschutz bieten, als auch geeignete Maßnahmen ergreifen und umfangreiche Informationen zur Verfügung stellen, die der Spielsuchtprävention dienen.
Unterschiedliche Ergebnisse von GGL und Universität Leipzig
Auch die GGL führt regelmäßig Marktanalysen durch, um die Effekte ihrer Arbeit überprüfbar zu machen. Dabei kam sie jüngst zu dem Ergebnis, dass nur maximal 4 % des gesamten Marktvolumens auf illegale Anbieter entfallen würde (Quelle: gluecksspielbehoerde.de). Diese von den Ergebnissen der Leipziger Untersuchung stark abweichende Zahl ist Ausdruck der unterschiedlichen Herangehensweisen beider Auftraggeber.
Klar ist, dass der Deutsche Online Casinoverband und der Deutsche Sportwettenverband den Markt aus der Perspektive der Glücksspielindustrie betrachten, während die GGL aus einer Vogelperspektive auf den deutschen Glücksspielmarkt schaut. Umso spannender bleibt es abzuwarten, zu welchen Ergebnissen die neue Studie nun kommen wird.
Spagat zwischen Spielerschutz und Werbung
Ob es die offiziell genehmigten Online Spielotheken zukünftig schaffen werden, den Großteil der Spieler für ihre Plattformen zu gewinnen, hängt einerseits von einer gewissen Werbepräsenz in der Öffentlichkeit ab. Werbung für Glücksspiel sollte deshalb weiterhin erlaubt sein, damit lizenzierte Anbieter die Chance haben, auf sich aufmerksam zu machen.
Andererseits scheint es im Sinne der Spielsuchtprävention notwendig und sinnvoll, Werbeinhalte regelmäßig zu überprüfen, um bestenfalls zu gewährleisten, keine falschen Anreize für glücksspielferne Bürger oder besonders gefährdete Gruppen wie Minderjährige zu schaffen.
Realität schlägt vernünftige Zielsetzung
In der Umsetzung ist dabei vor allem problematisch, dass Online Spielotheken mit einer deutschen Lizenz bestimmte Regeln einzuhalten haben, denen illegale Anbieter nicht unterliegen. Online Spielotheken mit Hauptsitz in anderen Ländern werben oft mit attraktiveren Angeboten als die in Deutschland genehmigten.
Diese Problematik wird am Beispiel von Bonusangeboten ohne Einzahlung deutlich. Auffallend in diesem Zusammenhang ist der Rückgang von No Deposit Boni bei in Deutschland genehmigten Online Anbietern, die Spielern Freispiele ohne den Einsatz eigener finanzieller Mittel ermöglichen.
Auf der einen Seite der Medaille steht die Möglichkeit, das Spielen von Online Slots ausprobieren zu können, ohne dabei ein finanzielles Risiko eingehen zu müssen. Auf der anderen Seite können derartige Werbeaktionen dazu führen, leichter in eine Suchtspirale zu geraten. Denn ist der gewährte Bonus ohne Einzahlung erst einmal verbraucht, können zur Spielsuchttendierende bereits dazu verleitet sein, im Anschluss mit ihrem eigenen Geld weiter zu spielen und somit eventuell am Beginn einer verheerenden Spielsucht zu stehen.
Unser Fazit
Die Aufgabe der GGL ist es, diese Kluft zwischen Spielerschutz und geeigneten Marketingmaßnahmen sinnvoll zu schließen, so dass sich beide Seiten am Ende bestenfalls ausgleichen. Die regelmäßige Begutachtung der aktuellen Marktsituation mithilfe von Studien ist ein durchaus geeignetes Mittel, um bestehende Gesetzesvorgaben zu überprüfen und falls nötig an gegenwärtige Entwicklungen anzupassen.
Übrigens: Wer sich für das Thema interessiert, dem empfehlen wir auch unseren Artikel zu Bonusangeboten und Werberegulierungen.
Beitrag vom 18.12.2023