Der Einfluss, den Spieler auf den Verlauf des Glücksspiels haben, hält sich in Grenzen – das ist kein Geheimnis. Dennoch sitzt der Glaube tief, dass man sich mithilfe bestimmter Gegenstände oder Handlungsweisen Vorteile verschaffen kann, und dass bestimmte Umstände unweigerlich zu einer Pechsträhne führen. Was hat es mit dem magischen Denken, wie Psychologen es nennen, wirklich auf sich – und kann man sein Glück beeinflussen?
Abergläubische Menschen werden oft belächelt, wenn sie ihren Tick offenbaren und dreimal auf Holz klopfen oder ein Hufeisen aus der Tasche ziehen. Doch wer ehrlich ist, der wird gestehen müssen, selbst ein paar kleine Rituale zu haben, die zum eigenen Glück beitragen sollen. Glücksspieler wissen um die Macht des Zufalls und doch glauben sie unter bestimmten Voraussetzungen besser spielen zu können. Das kann das Tragen seiner Lieblingskleidung sein, die Bevorzugung eines bestimmten Tisches oder der kleine Glücksbringer in der Tasche, ohne den kein Casino betreten wird.
Die Möglichkeiten das Spiel und seine Umgebung als positiv oder negativ zu bewerten sind grenzenlos. Jeder Spieler hat zumindest einige Präferenzen und Rituale, die er unweigerlich während seiner Spielkarriere entwickelt hat. Einige Spieler meiden den Haupteingang, andere haben ein schmutziges Tuch in der Tasche, weil dies das Pech im Spiel abwehren soll. Bekommt man die Kreuz Vier ausgespielt, ist das kein gutes Omen. Und wenn dann auch noch das Pik Ass zu Boden fällt, sollte man gleich aufhören. Noch schlimmer: Jemand wagt es, einen Spieler während einer Glückssträhne anzusprechen – alles aus.
Ein vierblättriges Kleeblatt bei sich zu tragen, ist mittlerweile etwas aus der Mode gekommen, aber es gibt immer noch zahlreiche Glückssymbole, die man mehr oder weniger ernst nimmt.
Die Welt der Zahlen
Jeder Mensch hat seine Lieblingszahl. Doch die Zahl 7 hat scheinbar eine besondere Anziehungskraft. Fragt man jemanden nach einer Zahl zwischen 1 und 9, so ist die häufigste Antwort statistisch 7. Die Verhaltensforschung hat dieses Phänomen wissenschaftlich konstatiert. Die Woche hat sieben Tage, Verliebte sind im siebten Himmel und die Antike zählte sieben Weltwunder. Die Welt selbst soll ja in sieben Tagen erschaffen worden sein. In vielen alten Kulturen gilt die 7 als Glückszahl. Europa, Indien, Nord- und Mittelamerika, überall ist die 7 eine magische Zahl. Nicht ohne Grund hat die Menora im Judentum sieben Arme, das Christentum zählt sieben Sakramente und auf der Pilgerreise nach Mekka muss ein Muslim siebenmal die Kaaba umrunden. Es ist eine Zahl der zyklischen Erneuerung, das Symbol einer neuen Chance.
Sie scheint die aufregendste Zahl zu sein, warum sonst ist James Bond der Agent 007?
In der christlichen Mystik ist die Zahl 7 das Ergebnis aus 3 und 4. Die Dreifaltigkeit, das Geistige, verbindet sich mit den vier Elementen, dem Materiellen. Das „Seven Phanomena“ ist ein Versuch, den bereits Philosoph John Locke im 17. Jahrhundert vorgenommen hat: Er besagt, dass das menschliche Auffassungsvermögen sieben Dinge problemlos aufnehmen kann, dann wird es fehlerhaft.
Die 7 ist auch Glücksspielern eine sehr vertraute Zahl, in vielen Casinos blinkt irgendwo eine 7, viele klassische Slotmaschinen haben neben Früchten, Münzen usw. auch die Zahl 7. Oder hat man schon einen Automaten mit der Zahl 2, 4 oder 6 gesehen?
An fast jedem Automaten blinkt einem die magische Sieben entgegen
Das Gegenstück zur 7 ist wohl die unglückliche 13. Stärker noch als der Glaube an das Glück der 7 ist die Furcht vor dem Unglück der 13.
Zuerst das Positive: Im Judentum ist die 13 eine Glückszahl, weil sie über dem Dutzend steht und somit Gott symbolisiert. Ansonsten gilt sie jedoch fast ausnahmslos als Pechzahl. Besonders bemerkenswert ist die Angst vor Freitag, dem Dreizehnten. Diese Angst ist so verbreitet, dass sie den schrecklichen Namen Paraskavedekatriaphobie bekommen hat. Diese Phobie haben also Menschen, die befürchten, dass an diesem Tag etwas Schlimmes passieren muss. Jahrelange Statistiken haben aber bereits gezeigt, dass es keinen Anstieg von Unglücksfällen gibt. Die 13 hat etwas Teuflisches, obwohl die 6 doch die Zahl des Herrschers der Hölle sein soll. Die dreizehnte Stunde ist die Geisterstunde und wenn es 13 schlägt, will man sagen, dass einem etwas unerhört erscheint. Die Angst vor der 13 geht so weit, dass im Motorsport auf diese Startnummer verzichtet wird, viele Flugzeuge haben keine dreizehnte Sitzreihe und viele Hotels keine Zimmernummer 13. Auch die ersten ICE-Züge hatten keinen Wagen 13 und der Flughafen in Washington, D.C. hat das Gate 13 einfach ausgelassen.
Im 19. Jahrhundert schuf die Angst vor dem teuflischen Dutzend in Frankreich sogar Arbeitsplätze. Einen Quatorzième, den „Vierzehnten“, konnte man buchen, wenn man eine Tafel mit dreizehn Gästen erwartete, die Unglückszahl aber am Tisch vermeiden wollte. Also lud man sich einen Vierzehnten ein, der das Glück an diesem Abend im Haus bewahren sollte.
Im Lotto ist die 13 tatsächlich keine Glückszahl. In den Samstagziehungen ist sie die seltenste Zahl überhaupt, obwohl sie bei der allerersten Ziehung der „6 aus 49“ die erste Zahl war, die aus der Trommel purzelte. Immerhin fehlt die 13 in keinem Roulettekessel und kann somit beweisen, dass sie nicht ganz so schlecht ist wie ihr Ruf. Ob man an einem Freitag, den 13., im Casino übrigens öfter verliert als sonst, kann keine Statistik verraten.
Dieses Datum ist statistisch völlig unauffällig © obs/Zurich Gruppe Deutschland
Die Glückszahl von Robert Valle, einem Croupier aus einem Casino in Pennsylvania, ist ihm 2014 zum Verhängnis geworden. Ein Spieler hatte ihn nach seiner Glückszahl gefragt und er hatte geantwortet. Wohl eher zum Spaß wollte er versuchen diese Zahl zu treffen, obwohl klar ist, dass dieses Unternehmen zu gut wie unmöglich ist. Diese Angelegenheit brachte ihn vor Gericht und das Casino darf er nicht mehr betreten. Jemanden nach seiner Glückszahl fragen kann im Casino generell recht verhängnisvoll werden, denn wer möchte für das Pech des anderen verantwortlich sein. Die vermeintliche Glückszahl des Pechvogels aus dem Casino in Pennsylvania war übrigens die Vier.
Sicher ist, dass Robert Valle kein Asiate war, denn der hätte nie auf die Vier gesetzt. Die Vier ist wohl die schlimmste Pechzahl, die man im asiatischen Raum finden kann. Der Grund dafür ist, dass das Wort für Vier, zum Beispiel im Chinesischen ? („sì“) fast genauso klingt wie ? ( „s?“) und dieses Wort bedeutet „Tod“. Ähnlich sieht es in den Sprachen wie Vietnamesisch oder Japanisch aus. Die Phobie gegen die Vier geht in Asien weiter als im Westen die Furcht vor der Dreizehn. In Wohnkomplexen und Hotels werden sogar manchmal alle Etagen und Zimmer mit einer Vier vermieden. Bei Hochzeiten wird man niemals die Tischnummer 4 finden. Auch bei der taiwanesischen und südkoreanischen Marine würde man keine Vier auf Booten finden.
Im Japanischen ist die Zahl 49 der Gipfel allen Unglücks, den beide Zahlen zusammen gesprochen klingen ähnlich wie der Ausdruck „Leiden bis zum Tod“. Das Spiel 5 aus 49 war bestimmt keine japanische Erfindung.
In diesem chinesischen Gebäude fehlen gleich fünf Stockwerke: das 4., 13., 14., 23. und 24.
Nach all den schlimmen Zahlen gibt es natürlich auch eine besonders glücksbringende Zahl. In China ist das die Acht. Erinnern sie sich an die Olympiade in Peking 2008? Die Eröffnungsfeier fand am 08.08.2008 um 08.08 Uhr statt. Und das ist kein Zufall. Die Organisatoren der chinesischen Spiele wollten das Glück auf ihrer Seite wissen. An diesem Glückstag heirateten allein in Peking circa 17.000 Paare. Das Wort „ba“ (Acht) ähnelt dem Wort „fa“, was „reich werden“ bedeutet. Die Acht verheißt Reichtum und natürlich Glück im Spiel um Geld. Autokennzeichen mit vielen Achtern werden sogar regelrecht versteigert, denn es gibt abergläubische Chinesen, die Millionen von Hongkong-Dollars dafür bezahlen. 888 ist letztendlich ein Synonym für „Reich, reich, reich!“ und genau deshalb gibt es bekannte Online Casinos, die diese Glückskombination als Namen tragen.
Rituale bei Roulette, Craps und Co
Jedes Glücksspiel hat mit dem Zufall zu tun. Dennoch kann man manche Spiele mehr beeinflussen als andere. Ganze Gerichte haben immer wieder eruiert, ob Poker nun mehr mit Glück oder Geschicklichkeit zu tun hat. Rechtlich wurde für das Glücksspiel entschieden, dennoch hat der Spieler einen gewissen Einfluss auf das Spiel. Auch beim Black Jack kann man sich durch seine eigene Geschicklichkeit einen Vorteil gegenüber der Bank verschaffen. Aber auch Pokerspieler sind abergläubisch und setzen sich nach einer verlorenen Partie gerne an einen anderen Platz oder wollen ein anderes Set Karten. Rational gibt es dazu eigentlich keinen Grund.
Bei Spielen, bei denen der Glücksspieler keinen Einfluss hat, ist er auch häufig abergläubischer. Gerade Fans von Roulette und Craps haben so ihre ganz eigenen Vorgehensweisen, um im Spiel zu bleiben. Besonders gefürchtet sind bei Roulettespielern die Trends. Theoretisch gibt es keine Trends, weil bei jedem neuen Wurf die Chancen wieder genau gleich stehen, jedes Spiel besitzt quasi einen Reset-Knopf. Nun kann es passieren, dass die Kugel sechsmal hintereinander auf Rot fällt. Sie kann auch zehnmal hintereinander auf Rot fallen, aber der Spieler wird glauben, dass seine Chancen auf Schwarz nun höher sind. Die Gefahr bei solchen Trends ist, dass man schnell sein Kapital verspielt hat in dem Glauben, dass nun Schwarz kommen „muss“. Bis Schwarz kommt, ist dann das Kapital aufgebraucht, der Trend hat Unglück gebracht. Der wohl berühmteste Trend fand an einem Sommerabend in Monte Carlo 1913 statt. Im weltbekannten Casino landete die Kugel ganze 26 Mal hintereinander auf Schwarz. Unter den Gästen machten sich Hysterie und Chaos breit, denn alle setzen auf Rot, wieder und wieder. Als endlich Rot fiel, hatten so gut wie alle Spieler ihr gesamtes Kapital verloren und die Spielbank an diesem Abend Millionen eingenommen.
Besonders der Croupier gilt hier als Glücks- oder Unglücksbringer. Fällt kurz hintereinander eine merkwürdige Kombination oder hält ein Trend an, verlassen die Spieler den Tisch. Auch wenn die Kugel verrutscht oder vom Tisch gefallen ist, scheint der „Flow“ des Croupiers dahin. Als Spieler fällt es plötzlich schwerer das nächste Ergebnis zu „erahnen“. So kann es passieren, dass ein Croupier plötzlich ohne Spieler da steht, obwohl er rational gesehen, keinen Einfluss auf den Fall der Kugel hat.
Auch beim Würfelspiel Craps ist der Aberglaube ein fester Bestandteil der Spielweise. Fällt zum Beispiel ein Würfel zu Boden, ist das ein schlechtes Zeichen. Der Werfer muss sofort „Gleicher Würfel!“ sagen, sonst ist der Würfel für das Spiel „unbrauchbar“ geworden. Manche Spieler haben auch Angst vor dem Wort „Sieben“ und vermeiden es, wenn möglich. Lieber spricht man von der „Big Red“. Auch den Handwechsel des Würfels vor dem Wurf sollte man vermeiden, das könnte Unbehagen bei den Mitspielern hervorrufen. Gerade Craps ist bekannt für seine abergläubischen Spieler. Das rührt daher, dass man dieses Spiel miteinander spielt und sich in Gruppen immer eine gemeinsame Ritualdynamik entwickelt. Wer für sich alleine spielt, hat somit eher seine ganz persönliche Glückstheorie. Auch beim Craps hat die Geschicklichkeit des Spielers keinen Einfluss auf das Ergebnis. Wenn etwas zählt, dann die Gesetzte der Physik und der Wahrscheinlichkeit. Doch Crapsspieler haben ihre eigenen Strategien und Theorien. Ein langsamer, sanfter Wurf soll ein niedrigeres Ergebnis erzielen, dynamische Würfe höhere Augen auswerfen. Es kommt sogar vor, dass Spieler mit Fingerschnipsen das Ergebnis beeinflussen wollen. Dreht sich der Würfel noch nach dem Wurf, so schnipst der Würfler im Augenblick des Stillstands, um die Punktezahl zu beeinflussen. Genauso soll es helfen den Würfel zu reiben oder im schlimmsten Fall auf ihn zu spucken. Hoffentlich bleibt Letzteres ein symbolischer Akt.
Durch ihren Zufallsgenerator haben Spielautomaten die gleiche Reset-Methode. Doch Beinahe-Gewinne verheißen trotzdem für viele Spieler, dass sie kurz vor dem Jackpot stehen. Auch die Münze „aufwärmen“ ist eine fragliche Methode. Da mittlerweile oft mit aufladbaren Karten gespielt wird, werden viele Münzrituale aussterben, das macht das Spiel aber auch unpersönlicher.
Glücksbringer aus aller Welt
Schwein gehabt! Diese Redewendung ist bis heute ein beliebtes Mittel, um unverhofftes Glück auszudrücken. Es gibt zwei Theorien, woher der Ausspruch stammt. Eine Theorie hält das Kartenspiel für den Ursprung. Im 16. Jahrhundert wurde das Ass noch „Sau“ genannt und oft war ein Schwein auf dieser starken Karte zu finden. Wer die Sau zog, hatte also Schwein gehabt.
Die andere Theorie besagt, dass der Verlierer von Wettkämpfen ein Ferkel als Trostpreis erhielt und so nicht mit leeren Händen nachhause gehen musste. Generell wird das Schwein mit Reichtum und Zufriedenheit verbunden, nicht nur in Europa, sondern auch in Asien.
Die Farbe Rot ist in Asien übrigens der absolute Renner. Es ist kein Zufall, dass die chinesische Nationalflagge rot ist, chinesische Bräute traditionell in Rot Ja sagen und die Lampions immer im leuchtenden Rot erstrahlen. Rot ist im Glücksspiel deshalb essentiell. Am besten ist es, wenigstens rote Unterwäsche beim Spielen zu tragen. Wenn die Wäsche am Körper rot ist, dann werden auch die Glücksspiel-Götter wohlgesonnen sein.
Rot ist die Glücksfarbe in China – auch beim Glücksspiel © Imaginechina
Den Brauch von glückbringender Unterwäsche kennen viele Länder zu Silvester. In der Türkei trägt man ebenfalls Rot, um Glück im neuen Jahr zu haben, in Chile zum Beispiel ist es die Farbe Gelb.
Die Würfel im Glücksspiel selbst gelten auch als Glückssymbole. Deshalb häkelten die amerikanischen Frauen im Zweiten Weltkrieg ihren Männern Würfel, die sie unterstützen sollten. Nach dem Krieg wurde es beliebt diese Plüschwürfel (Fuzzy Dice) ins Auto zu hängen. Die ehemaligen Soldaten hielten oft illegale Autorennen ab und so wurde der Plüschwürfel ein Signal, dass der Fahrer des Wagens zu Rennen bereit ist. Die Plüschwürfel findet man heute noch an so manchem Rückspiegel, aber nur noch wenige kennen den Grund dafür.
Das Wort „Maneki Neko“ sagt wohl den Wenigsten etwas. Aber jeder weiß, wie eine Maneki Neko aussieht. Es ist die kleine Katzenfigur aus Japan, die einem aus Restaurants und Läden zuwinkt. Man muss sich allerdings entscheiden, ob sie einem Glück oder Wohlstand bringen soll. Winkt sie mit der linken Pfote, verheißt es Glück, die Rechte bringt den Wohlstand. Für Glücksspieler sind letztendlich beide Pfoten nützlich. Da die Katze etwas umständlich ist, um sie beim Spiel bei sich zu tragen, kann man es auch mit einem beliebten handlichen Glückssymbol aus dem Nahen Osten versuchen. „Fatimas Hand“ gibt es meist als kleinen Anhänger in Form einer reichverzierten Hand, die schlechte Energie und Pech von seinem Träger abhält.
Maneki Nekos sind beliebte Glücksbringer besonders in Japan, China und Thailand
Ein etwas gewöhnungsbedürftiger Talisman ist die Hasenpfote. Diese soll vor allem im Kartenspiel Glück bringen. Woher der Brauch kommt und warum er in vielen verschiedenen Ländern praktiziert wird, ist unklar. Sowohl in Europa, als auch von Nord- bis Südamerika kennt man die angebliche Macht der linken Pfote.
Tierfreundlicher ist sicherlich der ganz persönliche Glücksbringer, den man schon seit Jahren heimlich in seiner Tasche trägt.
Fortuna, Corona und Lakshmi – die Patroninnen der Glücksspieler
Die römische Glücksgöttin Fortuna ist wohl jedem ein Begriff. Sie ist das Sinnbild für das Spiel des Lebens, das Menschen mit Glück belohnt oder mit Pech bestraft. Schicksal und Zufall vereinen sich in ihr, denn niemand hat die Garantie, dass die Göttin mit dem Füllhorn ihre Gaben über ihm ausschütten wird. Die Römer und auch die Griechen verehrten sie als Schicksalsgeberin. Neben ihrem Attribut, dem Füllhorn, wird sie oft mit dem „Rad des Schicksal“ und einem Ruder, das die Lenkung von Glück und Pech darstellen soll, gezeigt. Allein in Rom gab es insgesamt 30 Tempel, die der Göttin des gelenkten Zufalls geweiht waren. Dies beweist wie beliebt die Göttin in der Antike gewesen ist und wohl auch, dass die Römer immer eine besondere Portion Glück gebrauchen konnten. Fast genauso populär war ihr griechisches Gegenstück Tyche, die allerdings besonders an den erbarmungslosen Zufall und seine Schattenseiten erinnert. Ihr amazonenhaftes Wesen verlieh ihr eine kriegerische Aura. Fortuna hingegen gibt dagegen alles, was ihr Füllhorn so hergibt. Aber sie sucht sich die Gewinner ganz genau aus. Dem Glauben an Fortuna konnte auch das Christentum nicht ausrotten. Im Gegenteil, in den Klöstern des Mittelalters wurde sie sogar als Dienerin Gottes verehrt und an den Universitäten des 13.Jahrhunderts sollte sie Glück bei den Prüfungen spenden. Vereinbar war das mit der christlichen Theologie überhaupt nicht. Aber wer kümmert sich um Theologie, wenn man Glück braucht. Fortuna avancierte zur Patronin der Glücksspieler, das Rad des Schicksals wurde zum Roulettekessel. Viele Casinos haben auf irgendeine Weise Bilder, Statuen und Symbole der Fortuna, somit sind es ihre „Tempel der Neuzeit“ geworden.
Nicht so bekannt, aber trotzdem verehrt, ist die tatsächlich christliche Patronin des Glücksspiels. Das Christentum hat schließlich für alle Lebenslagen ihre Heiligen. Corona war eine frühchristliche Märtyrerin aus dem Nahen Osten, die das schlimme Schicksal erleiden musste in zwei Stücke zerrissen zu werden. Diese Strafe bekam sie jedoch nicht, weil sie eine spielsüchtige Sündige war. Sie hatte einen anderen Märtyrer unterstützt und ihre Hilfe wurde ihr selbst zum Verhängnis. Der Grund, warum gerade sie zur Beschützerin der Glücksspieler wurde, ist ihr Name. Corona ist Lateinisch und bedeutet „Krone“. Eine Krone ist bekanntlich aus wertvollem Gold und auch viele Geldwährungen wurden und werden als Kronen bezeichnet. Das Spiel um Geld wird also von der gekrönten Märtyrerin überwacht, die sogar Wallfahrtsorte in Bayern und Österreich hat. Wer also herausfinden möchte, ob die Heilige Corona tatsächlich so freigiebig mit Geld ist, der sollte sich in die Berge begeben. Das sogenannte „Corona-Gebet“, bis ins 17. Jahrhundert in Zauberbüchern zu finden, hilft auch bei Schatzsuchen.
Die Popularität von Fortuna konnte Corona aber nie ganz einholen. Gerade im 18. und 19. Jahrhundert war das Bildnis der Fortuna überall in den Casinos Europas vertreten, ob als Statue oder Jeton-Abbildung. Und auch heute noch schickt so mancher Glücksspieler ein Stoßgebet an die Dame mit dem Füllhorn.
Obwohl in Indien das Glücksspiel strengstens verboten ist, haben die Hindus trotzdem eine Zeit, in der sie nur allzu gerne um Geld spielen. Dazu haben sie einen Anlass, auf den sich die indische Familie das ganze Jahr über freut: das Diwali-Fest, das meistens im November stattfindet. Es ist der Glücksgöttin Lakshmi gewidmet. Lakshmi ist die Göttin des materiellen Glücks, also ganz konkret eine Dame, die Cash bringt. Deshalb verschenkt man in der Zeit ihres Festes besonders Gold. Und: gemütliche Familienwohnungen werden zu Spielhöllen. Zur Zeit der Lakshmi wird gewettet, gepokert und gewürfelt was das Zeug hält. Meist geht es um sehr hohe Einsätze, schließlich ist Lakshmi von all den glänzenden Dingen angezogen worden und verteilt nun ihr Glück. In Indien gibt es zu dieser Zeit besonders viele Polizeirazzien, um das illegale Glücksspiel auszuhebeln. Doch kaum ein Inder lässt sich von dem lockenden Gewinn durch seine Glücksgöttin abbringen.
Wem also Fortuna bisher nur mäßig gnädig war, warum nicht einmal zum Diwali-Fest ins Casino gehen? Die Inder schwören darauf.
Alles nur Einbildung?
Die menschliche Wahrnehmung ist auf Selektion aufgebaut. Ohne Selektion können wir die Welt und ihre Ereignisse nicht einordnen. Das Gehirn erledigt diese Arbeit meist automatisch, ohne dass wir dies bewusst wahrnehmen. Positiv wahrgenommene Ereignisse setzen sich direkt in unserem Kopf fest und natürlich auch die Dinge, die bei diesem Ereignis dabei waren. Sobald man diese Situation mit ihren Gegebenheiten simuliert und wieder Erfolg hat, wird leicht ein Ritual daraus. Alles, was wir tun, setzen wir in einen kausalen Zusammenhang. Das heißt auch, dass absolut jeder Mensch eine Tendenz zu magischem Denken besitzt, also einen Hang zum Aberglauben.
Eine Art Kontrollillusion lässt uns glauben, dass wir durch bestimmte Faktoren Einfluss haben auf das Ergebnis. Ganz so unsinnig ist Aberglaube nicht. Er kann ein Faktor in der „Selbsterfüllenden Prophezeiung“ sein. Dieses Phänomen besagt, dass das eigene Verhalten und die eigene Einstellung Ereignisse und das Verhalten andere zum Positiven oder Negativen bewegt. Geht man mit der Überzeugung in eine Prüfung, dass man versagen wird, dann versagt man mit hoher Wahrscheinlichkeit auch.
Kontrollüberzeugung macht bewiesenermaßen erfolgreicher. Es gibt dazu zahlreiche Studien. Eine wurde zum Beispiel 2010 mit einem Golfball durchgeführt. Man sagte einer Gruppe Probanden, dass sie mit einem Glücksball spielen würden, anderen gab man ohne Kommentar einfach einen Ball. Die Gruppe mit dem vermeintlichen Glücksball spielte durchweg besser. Andere psychologische Studien ergaben, dass je unsicherer die Situation für einen Menschen ist, desto mehr tendiert er zum Aberglauben.
Was gibt es Unsichereres als die rollende Kugel am Roulettetisch? Spieler tendieren automatisch dazu, Ansatzpunkte für ihr Handeln herzustellen. Und wenn sie dann noch ihr Maskottchen dabei haben, durch ihren Lieblingseingang gekommen sind und ihre Glücksunterwäsche anhaben, kann es ihnen dazu verhelfen konzentrierter und gelassener zu sein.
Der wohl beste Rat für abergläubische Glücksspieler ist, auf sein Bauchgefühl zu hören. Man wird auf Zahlen setzen, die man „sympathischer“ findet als andere, egal, ob man unglückverheißend die Beine beim Spiel kreuzt. Niemand wird tatsächlich Pech haben, weil er sein Geld während des Spiels gezählt hat. Nur, wen das Selbstvertrauen und die Konzentration verlässt, der sollte es lieber sein lassen. Alles, was bewirkt, dass man sich beim Spielen wohlfühlt, bringt Glück!
Quellen:
Buch: Stuart Vyse Die Psychologie des Aberglaubens: Schwarze Kater un’ d Maskottchen
https://www.observer-reporter.com/article/20140715/NEWS01/140719691
https://de.wikipedia.org/wiki/Fortuna
https://de.wikipedia.org/wiki/Tyche
https://www.derwesten.de/spiele/lotto/geist-glueck-und-gewinn-id8480756.html
https://www.derwesten.de/spiele/lotto/geist-glueck-und-gewinn-id8480756.html
https://de.wikipedia.org/wiki/Gl%C3%BCcksspiel
https://de.wikipedia.org/wiki/Sieben
https://www.rp-online.de/panorama/wissen/warum-ist-die-7-eine-glueckszahl-aid-1.2311080
https://de.wikipedia.org/wiki/Triskaidekaphobie
https://www.tagesanzeiger.ch/zuerich/stadt/Lichter-Gold-und-Gluecksspiel/story/20784626